Tja, das mit der "umgekehrten Reihung" ist schon ein Problem (andererseits fand man schon früher oft ein Dreiecksymbol in den Zugbildungsplänen, was bedeutet, daß die Garnitur im Dreieck verkehrt, also durchaus auch mal andersrum stehen könnte, das ist heute mit festen Pendelzügen schon seltener der Fall), aber es geht im Schüler- und Berufsverkehr oft schon damit los, daß beim ankommenden Zug die "Zieltür" anvisiert wird, und sich bei Stillstand des Zuges eine undurchdringliche, zunächst bewegungslose Traube tumben Volkes vor eben dieser gebildet hat, die ein Aussteigen unmöglich macht. Nach mehreren Sekunden des Stillstands und Unmengen ausgetauschter doofer Blicke zwischen Ein- und Aussteigewilligen geht dann das Aneinadervorbeigedrängel los, was durch die Wahl einer einzigen (oder maximal zweier) Tür(en) noch verschärft wird. Da kann man sich über die Lautsprecher JEDEN MORGEN den Mund fusselig reden, daß man ERST AUSSTEIGEN läßt und DANN ALLE Türen ZUM EINSTEIGEN benutzen soll. Allerdings dringt das wohl nicht weiter als bis zu den Gehörknöchelchen oder dem Hörnerv durch, denn in die informationsverarbeitende Zone des (sofern noch vorhandenen) Gehirns kann es nicht kommen, denn das müßte man rein theoretisch doch irgendwann selbst merken, da es ja ein permanentes Phänomen ist!
Ist man einmal selbst als Reisender in diesem chaotischen Getümmel involviert, und tut seinen Unmut kund, wird man auch sofort von einigen Dränglern böse angeblitzt, offenbar ist das für viele ein zum Alltag gehörendes Körperkontakt-Happening!
Das genaue Gegenteil kann man auch gelegentlich beobachten, nämlich wenn bei nur zwei Einsteigenden sich die beiden die jeweils exponiertesten Türen als Ziel aussuchen, und natürlich genau zugmittig stehen, und erst mal in Seelenruhe dorthin schlappen, und die Tür erst mit dem 32. Druck auf den Öffner in Bewegung setzen, natürlich nicht ohne erst mal vorwurfsvolle Blicke nach vorn zum Tf zu werfen, dessen Betriebsblick wieder nur als schelmisches Beobachten des bösen Streiches, daß die Türen zu bleiben, angesehen wird.
Jaja, Nahverkehr ist schon ein Vergnügen.
Und ja, wir sind (zwangsweise) auch unfähig, weil wir angehalten sind, trotz solcher Aktionen immer noch (kunden)freundlich zu sein. Normalerweise müßte man nach einer kurzen Wartezeit die Zwangsschließung betätigen, und die Fahrt fortsetzen. Das wäre mal ne Erziehungsmaßnahme. Ne andere Idee wäre vielleicht, in jedem Wagen Fernsehen anzubieten, im ersten Wagen DSDS, im zweiten den Topmodelquatsch, im dritten ne Kochsendung, im vierten den Dschungelschwachsinn und im fünften eine der unzähligen überflüssigen Seifenopern. Vielleicht klappt es dann mit dem Verteilen auf dem Bahnsteig...
Die Pendler sollten alle mal eine Woche zur Moskauer U-Bahn zum Üben. Auf Rolltreppen steht man rechts, links wird überholt (obwohl die schon rasend schnell und hundert Meter lang und länger sind), am Bahnsteig respektiert man die weiße Linie (Die Züge rauschen mit bis zu 70 km/h in die Stationen!) und verteilt sich auf dem Bahnsteig, dann zügig aussteigen lassen, und flott rein, denn wenn die Zeit rum ist: "Achtung! Türen Schließen!" - und dann 7 bar auf die Schließzylinder, Grünschleife und ab gehts mit 1,5 m/s². Nach 40 Sekunden donnert schon der nächste 9-Wagen-Zug heran. Da geht das einwandfrei und diszipliniert. Und das liegt sicher nicht an permanentem Wodkagenuß!