Kai hat geschrieben:
Ich habe mal bei unserem geschätzten Mitforianer Andreas T. ein Bild entlehnt, das den Bahnhof Ockenheim vor 35 Jahren zeigt und verdeutlicht, wie schnell sich die Natur ehemalige Bahnanlagen zurückerobert.
Km 3,8 befand sich in Höhe des Empfangsgebäudes, der frisch getünchte Kilometerstein ist auf dem älteren Bild kurz vor dem Hauptsignal Richtung Büdesheim-Dromersheim zu erkennen.
Damals war der Bahnhof schon ein Jahr nicht mehr besetzt, Züge fuhren durch, die Gleise 4, 5 und 6 (Hindenburgbrücke) waren abgebaut, Gleis 3 diente zum Abstellen ausgemusterter Wagen -wie man sieht-, das Gütergleis (hinten rechts im Bild) wurde nur noch selten genutzt.
Bis zum Sommerfahrplan 1978 war der Bf noch von 4.30 Uhr bis 22.00 Uhr mit einem Betriebs- und Verkehrsbeamten besetzt, zur Aufgabe des Fdl gehörte auch noch die Bedienung einer Anrufschranke in km 3,0.
Etwa auf gleicher Höhe wie die Schranke befand sich einst noch eine Drehscheibe.
Sie wurde erst nach dem Bau der "Zuckerbahn" 1934 entbehrlich.
Die Besonderheit der Dienstausübung in Ockenheim bildete eine Wasserader, die durch den Spannwerkskeller verlief.
Das hier anfallende Wasser wurde in einem Schacht unter der Hebelbank gesammelt und von einer automatischen Pumpe mehrmals täglich geräuschvoll abgepumpt.
Als dann 1978 der Strom abgestellt wurde, lief der Keller voll, das ganze Gebäude wurde feucht und stickig.
Das Ockenheimer Bahnhofsgebäude stammte von 1966 und war ein Flachbau im zeitgenössischen "Klinkerstil" - ähnliche Gebäude gab es z.B. in Nieder Olm und Gundersheim (Rhh).
Es ersetzte das 1902 errichtete zweigeschossige Fachwerk-Empfangsgebäude, das eigentlich noch recht intakt war, aber zwei hohe Bundesbahnbeamte aus Ockenheim konnten den Neubau durchsetzen - man wollte mit dem modernen Gebäude "glänzen".
Vielleicht gibt es ja im Forum noch Mitstreiter, die Bildmaterial dazu beisteuern können