Pille hat geschrieben:
Als alter Gau-Algesheimer, der hier in der Gemarkung dank einiger Obstfelder im Familienbesitz groß geworden ist, freue ich mich immer auf Bilder von dieser Stelle, an der wir schon vor fast 50 Jahren wegen des interessanten Zugangebots auf der Lauer gelegen haben.
Ich darf aber bei dieser Gelegenheit auch mal empfehlen, den Blick auf scheinbar Belangloses zu richten. Zum einen die in den Boden eingelassenen Schienen, die verhindern sollen, daß Wegebenutzer zu dicht an die Gleise geraten. Sie sind traurige Reste der nahegelegenen "Zuckerbahn", die von 1934 bis 1966 von der Rheinstrecke nach Ockenheim abzweigte und bis 1945 eine Direktverbindung von der Rheinstrecke zur Hindenburgbrücke darstellte.
Dann im Hintergrund zu sehen: Posten 18.
Hier wohnte noch bis in die 1960er Jahre der Bahnwärter Kring mit sieben(!) Kindern in sehr bescheidenen wohnlichen Verhältnissen und er bediente die danebenliegende Schranke. Die Kinder wurden schon damals mit einem VW-Bus zur Schule gefahren und direkt am Haus abgeholt.
Später kaufte ein weiterer Eisenbahner der DB das Haus ab, interessanterweise ein Lokführer der Rheinstrecke, ihm war wahrscheinlich der Arbeitsplatz noch nicht laut genug.
Er wohnt meines wissens noch heute dort.
Die Zählung der Posten begann übrigens in Bingen direkt an der Brücke hinter Bingerbrück und endete in Mainz. In diesem Streckenabschnitt gab es fast 50 Bahnwärterposten, teils außerhalb der Orte, teils bewohnt.
Allein auf Gau-Algesheimer Gemarkung gab es ihrer vier, einer davon an der Strecke Gau-Algesheim - Bad Kreuznach.
Noch in den 1970er Jahren waren viele von ihnen besetzt.
Wir waren als Kinder in einigen von ihnen zu Gast rund um Gau-Algesheim/Gaulsheim. Man kann sich vorstellen, wie es ich im Haus anhörte und anfühlte, wenn mit 120 km/h ein Zug vorbeifuhr...
Übrigens hat es sich die DB einiges kosten lassen, diese Übergänge mit insgesamt 8 Dienstposten aufzulassen. Es wurden zwei Unterführungen gebaut und die betonierten Wirtschaftswege dorthin hat die Bahn auch noch bezuschußt.
Insgesamt ein Bahnanteil von rund 100 000 Mark, viel Geld in den 60ern....