Pressemitteillung der AG Horlofftalbahn:
Schienenverkehr erhält Renaissance in der Fläche
-Oberhessische Bahn-Betriebsgesellschaft (OBB) in Gründungsphase-
Hungen/Wölfersheim: Über vielen Jahrzehnte schon galt der Betrieb von ländlichen Schienenverkehrsstrecken im Güter- und Personenverkehr als gefährdet und wurde zum Teil stillgelegt. So auch zwischen Hungen und Wölfersheim (2003) bzw. Mücke (Oberhessen; 1958/59) auf der Horlofftalbahn. Die Ursachen sind vielfältig, jedoch zu einem erheblichen Teil eine Folge der mangelnden Flexibilität und dem Desinteresse des „Weltkonzerns“ Deutsche Bahn AG am weniger rentablen Verkehr in der Fläche, sowie die mangelnde Sachkompetenz bei Entscheidungsträgern vor Ort. Ganze Regionen sind mittlerweile vom umweltfreundlichen Schienenverkehr abgekoppelt. So wurden auch die Horlofftalbahnstrecke auf dem Altar falscher Verkehrspolitik, kommunaler Kirchturmspolitik und Desinteresse geopfert.
Dies könnte sich bald nicht nur aufgrund sich verknappender Ressourcen ändern: Verschiedene verkehrspolitisch ambitionierte Personen aus den Anliegergemeinden und –kreisen haben sich zusammengefunden und die Gründung der Oberhessischen Bahn-Betriebsgesellschaft (OBB) forciert. Aufgrund des guten Zustandes des Bahnkörper-Unterbaues bewegen sich die notwendigen Investitionskosten laut Aussagen von Bahnbau-Experten im oberen einstelligen Millionen Euro-Bereich für die Strecke. Die Betriebsführung soll vom Zentral-Stellwerk Hungen zunächst aus mit seit über 100 Jahren bewährter Technik selbst geleistet werden. Mittelfristig ist jedoch die Modernisierung zum ESTW-Knoten Hungen unumgänglich.
Die unfruchtbare Diskussion um einen nicht realisierten Radweg auf der Bahntrasse nach Laubach ließ die eigentlichen Stärken der Bahn bzgl. regional erschließender Verkehrsfunktionen im Güter- und Personenverkehr in der Fläche wieder in den Vordergrund treten. Moderne Bahnbau-Methoden könnten jedoch auch einen potentiellen Radweg am Eisenbahn-Dammfuß problemlos integrieren. Bevor aber auf den Trassen wieder Züge rollen können, müssen vor allem Konzepte zur güterverkehrlichen Erschließung greifen, die das finanzielle Rückgrat des Bahnbetriebs in früheren Zeiten und auch heute wieder bildet. Nennenswerte Gütermengen könnten von so kompetenten Partnern wie den Energiewerken Oberhessen in Laubach und großen Forstbetrieben z.B. von und zu Groß-Sägewerken umgeschlagen werden. Aus dem agrarischen Bereich wäre der Transport von Getreide in Ganzzügen zu großen Mühlenbetrieben sowie die Verladung größerer Mengen guten Vogelsberger Bergwiesenheues oder Dung in die Verdichtungsräume mir geringer agrarischer Eigenproduktion möglich.
In den aktuellen Stellungnahmen des RMV wird eine Ergänzung des Serviceangebotes in Zügen durch WLAN erst in mehreren Jahren angedeutet. Die zurzeit brachliegende Horlofftalbahn böte durch ihr zweigleisiges Planum, wobei aber nur ein Gleis verlegt wurde, genau das dazu nötige territoriale Umfeld, um solch ein Vorhaben im Rahmen eines Pilotprojektes zu realisieren.
Nicht zu unterschätzen ist jedoch auch das Transportpotential hochwertiger Industriegüter. Die Laubacher Firmen Dexion und Eisengießerei Winter haben jahrzehntelang Warenein- und Ausgang zu einem erheblichen Teil im Schienen-Güterverkehr abgewickelt. Die Teilverlegung von Produktionskapazitäten zurück in die Laubacher Werke würde dies auch zukünftig ökonomisch wieder für die Schiene interessant machen. Auch die Verladung von (ACTS-)Einzel-Containern mit Stückgut für weitere Betriebe wäre technisch möglich und bei entsprechend hoher Stückzahl auch wirtschaftlich durchführbar, so der Sprecher der AG Horlofftalbahn St. Kannegießer.
Eine weitere sehr innovative Komponente jedoch wäre der Versuchsbetrieb einer neuentwickelten Bahn-Antriebstechnik: Der international renommierte Bahntechnikhersteller Händschell & Sohn aus Kassel hat in Zusammenarbeit mit dem Männerhofer-Institut und der Gemeinschaft für Technische Zentrifugation (GeTZ) für Regionen mit dem Potential hoher Biomasse-Produktion gerade auch in Entwicklungsländern der 3.Welt einen neuen Lokomotiv-Antriebs-Technologietyp auf die Schiene gebracht: Auf Basis eines neuen Biomasse-Pelletverdampfer-Hochverdichtungs-Antriebes sollen lokbespannte Güterzüge (bei Erfolg später auch ÖPNV) kostengünstig Transportleistungen erbringen. Ein Betrieb mit modernen Bio-Diesel-Hybrid-Holzvergaser-Aggregaten soll jedoch auch möglich sein. Gerade in waldreichen Regionen wie Oberhessen könnte eine solche Technik auf Nebenbahnen auch im Regelbetrieb wirtschaftlich sinnvoll sein und schließlich anstelle Dieselabgase wieder natürliche ländliche Aromen der Viehwirtschaft verbreiten.
Der Kauf der Bahnstrecken durch die Anliegerkommunen, die Bahnhofs- und Gleismodernisierung im Netzknoten Hungen sowie die allgemeine Verknappung und Verteuerung von Energie und Ressourcen und Klimawandel-Untersuchungen befördern das Projekt zwingend in den Bereich der Realisierung.
Um diese Möglichkeiten zu bündeln und konkret zu handeln wurde am heutigen 01.April. die Gründung der OBB im Bahnhof von Hungen vollzogen, der eigens für diese Feierlichkeit mit GVFG-Mitteln ein 1.Klasse Entree erhalten hatte. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Horlofftalbahn sind hierbei involviert und wollen diesem zukunftsträchtigen Projekt Leben einhauchen.

das Hungener Stellwerk befindet in Luftlinie hinter dem hier sichtbaren Bahnhofsgebäude

versammlte Fachkometenz eines kleinen Teils der Akteure der AG Horlofftalbahn

Prüfung der Kompatibilität der Horlofftalbahn-Schrankenanlagen in Bezug auf ESTW und WLAN