Ruhri hat geschrieben:
Zählt Nierstein eigentlich noch zur linken Rheinstrecke?
Für mich ohne Frage.
Zumindest was den früheren Laufweg des "Rheingold" betrifft wäre dies auch halbwegs eisenbahnhistorisch verbürgt,
wenn auch die einzelnen Teilabschnitte andere historische "Herleitungen" zu ihrer Entstehung und den ersten Jahrzehnten
ihres Bestehens haben ("Ludwigsbahn" u.a.).
Frank ist, so meine ich, hier wieder ein besonderes jahreszeitliches Stimmungsbild gelungen, angereichert durch eine Fülle an Details.
Nicht zuletzt zeigt uns die dezent in die Landschaft integrierte Bahn mal wieder ihre besondere Stellung in puncto Massenmobilität.
Ganze 10 Wagen hängen hinter der Lok des einen IC, kaum ist der Zug im Bild, ist er auch schon wieder entschwunden. Während sich auf der B 9 ein nicht enden wollender Pkw-Strom ergießt, fahren im Zug vielleicht 200 Menschen gemütlich ihrem Ziel entgegen.
Landschaft und Rheinstrom nebst Frachtschiff scheinen von all dem keine Notiz zu nehmen.
Hier sind Takt und Puls ein anderer, fast wie ein wohltuender Kontrast zum Tempo der Jetzt-Zeit.
Schon als ich vor beinahe 50 Jahren zum ersten Mal am Rhein stand -bereits ein Stück weit integriert in die Beschleunigung der Nach-Wirtschaftswunderzeit und noch ein paar Jahre entfernt von den frühen Entschleunigungsgedanken "alternativer" Denk- und Lebensformen- wollte ich immer mal als zahlender Gast mit einem Frachtkahn den Rhein hinaufschippern.
"MS Franziska" läßt grüßen.
Leider hat sich dieser kleine Traum bisher noch nicht erfüllen lassen.
Noch eine andere Assoziation stellt sich bei mir ein.
Fast schon bedrohlich erheben sich im Hintergrund die ersten Attribute der Großstadt, als wollten Reben, Rhein und Stimmung sagen: "Bleib doch lieber hier".
Ein Impuls, dem man -angeregt durch solche Bilder- sicher gerne folgt.
Übrigens:
In früheren Jahren gaben die (Reichs-) Bahndirektionen gerne Bildbände von den schönsten Regionen heraus, die man mit dem Zug erreichen konnte.
In einem von ihnen fand ich dieses Gedicht, ich fand es recht passend zu der Stimmung, die Franks Bilder wiedergeben
Es heißt "Sehnsucht nach dem Rhein"
Geschrieben von: G. Schmitt (1842)
Dort, wo der alte Rhein mit seinen Wellen
so mancher Burg bemooste Trümmer grüßt,
dort, wo die blauen Trauben saftig schwellen,
und frischer Most des Winzers Müh versüßt,
|: dort möcht ich sein,
bei dir, du Vater Rhein,
an deinen Ufern möcht ich sein!
Ach könnt ich dort in leichter Gondel schaukeln,
ach hört ich dort ein mildes Winzerlied,
dann würden schöne Bilder mich umgaukeln,
als sie der Elster flaches Ufer sieht.
|: Dort möcht ich sein,
wo deine Welle rauscht,
wo’s Echo unterm Felsen lauscht!
Dort, wo der grauen Vorzeit schöne Lügen
sich freundlich drängen um die Phantasie,
dort ist, denn meine Sehnsucht kann nicht trügen,
dort ist das Land der schönen Poesie.
|: Dort möcht ich sein,
bei dir, du Vater Rhein,
wo Sagen sich an Sagen reihn.
Wo Burg und Klöster sich aus Nebel heben
und jedes bringt die alten Wunder mit;
den kräftgen Ritter seh ich wieder leben,
er sucht das Schwert, womit er oftmals stritt.
|: Dort möcht ich sein,
wo Burgen auf den Höhn
wie alte Leichensteine stehn.
Ja, dorthin will ich meinen Schritt beflügeln,
wohin sich jetzt nur meine Sehnsucht träumt,
will freudig eilen zu den Rebenhügeln,
wo die Begeistrung aus Pokalen schäumt.
|: Bald bin ich dort,
und du, mein Vater Rhein,
stimm froh in meine Wünsche ein!