Bernd Heinrichsmeyer hat geschrieben: Welcher weise Ratschluss hinter der Entscheidung stand, diese stillzulegen, wird wohl nicht mehr aufzuklären sein

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Die Sache ist schnell aufgeklärt:
Es waren die damaligen politischen Zielsetzungen, die der Strecke den Garaus besorgten.
Mit Werner Dollinger (Bund) und Heinrich Holkenbrink (Rheinland-Pfalz) waren an entscheidender Stelle zwei leidenschaftliche Autonarren als Verkehrsminister tätig.
In Rheinland-Pfalz wurden in dieser Zeit genauso viele Kilometer Autobahn eingeweiht wie Bahnkilometer stillgelegt.
Der Bundesbahn verordnete man eine Einsparungsvorgabe nach der anderen und die Viadukte der Strecke waren extrem sanierungsbedürftig.
U.a. wegen dieser Schäden bei Bauwerken und Oberbau gab es schon ab ca. 1973 keinen Güterverkehr mehr zwischen Mayen und Polch.
Das Stillegungsverfahren damals lief anders ab als heute, die Bahn war eine Bundesbehörde und agierte ziemlich autonom.
Beim Bundesverkehrsminister wurde formell ein Stillegungsantrag wegen Unwirtschaftlichkeit gestellt, der in der Regel postwendend genehmigt wurde, denn unwirtschaftlich war der Betrieb in der Tat.
Die Länder wurden nur informell unterrichtet, Einwendungen konnten zwar vorgebracht werden, hatte aber rechtlich keine Relevanz.
Ganz außen vor blieben die Kommunen, hier sah der Gesetzgeber nicht mal eine Mitwirkung vor.
Von der Stillegung der Strecke Wittlich-Daun etwa erfuhren einige kommunal-politische Mandatsträger erst durch die Zeitung - und zwar nach der Stillegung, zudem erfolgte sie ziemlich überraschend mitten in der Fahrplanperiode zum 1.November 1981, nachdem in der Woche davor sogar noch Meßfahrten stattgefunden hatten.
Ganz vereinzelt versuchte man dann, noch über den jeweiligen Bundestagsabgeordneten etwas zu bewirken, das verlief aber auch zumeist ergebnislos.
Ich könnte hier von einigen leidenschaftlichen Aktionen Einzelner berichten, seinerzeit hieß man sie Spinner oder Ewiggestrige, heute würde man sie als Visionäre loben.
Ob es der lokale Beauftragte der Südzucker war, der seine Verladeanlage gegen die LKW-Feldrandabholung verteidigte, der Landrat, der den Stillegungsfeierlichkeiten fernblieb, weil er die Beerdigung nicht genauso lustig feiern wollte, wie einst die Taufe oder die Bahnagentin, die den Fahrkartenschalter nach Abzug der Bahnbeamten noch treu und brav versah, ehe man ihr unmißverständlich klar machte, daß die Zeit über sie hinweg gegangen war.
Alles noch nicht allzu lange her und doch mutet es an wie aus einer längst vergangenen Epoche.
Aus der recht stillegungsintensiven Zeit in Rheinland-Pfalz (1975 bis 1985) ist mir aber kein nennenswerter Widerstand der örtlichen Politik bekannt, auch nicht aus dem Raum Koblenz gegen die Stillegungen in Eifel, Westerwald und Hunsrück.
Zudem war die Individualmobilität auf ihrem Höhepunkt angelangt.
Der Treibstoff war vergleichsweise günstig, für 500 Mark konnte man einen guten Pkw mit einem Jahr TÜV bekommen - wer fuhr da noch Bahn?
Ich denke, man kann uns Menschen jener Zeit dieses Denken nicht verübeln, tiefere Einsichten in weitergehende Zusammenhänge reiften erst später.
Doch da hatte man seitens der Bahn bereits durch Abbau von Infrastruktur vollendete Tatsachen geschaffen.