saarepi hat geschrieben:Zuerst mal dort wo noch Gleise liegen, diese erhalten und versuchen wieder (Personen) Verkehre auf diese Strecken zu bringen.
Das wäre auch -in puncto Hunsrückbahn- mein wichtigstes Anliegen.
Ich habe mich in den letzten Wochen nochmals ausführlich mit den Staatsfinanzen und besonders mit den Investitionserfordernissen in die Infrastruktur beschäftigt.
Es ist nahezu trostlos.
Allein in Sachen Schienennetz reden wir von 20-30 Milliarden Euro - nur für das Nötigste und nur auf dem bereits befahrenen Netz.
Wollten wir alle lohnenden Reaktivierungen mit einbeziehen, sind wir schnell bundesweit noch einmal bei 10 Milliarden weiteren Euro.
Die Verantwortlichen in der Politik schieben das ganze immer von Wahl zu Wahl vor sich her, niemand traut sich, mal einen verbindlichen Schnitt zu machen und mit den realen Zahlen an die Öffentlichkeit zu gehen, seriöse Ermittlungen, z.B. angestellt durch diverse Universitäten, verschwinden nach der Übergabe nach einem herzlichen Dank in Schubladen und Aktenordnern.
Es liegt u.a. auch daran, daß die meisten Funktionsträger in Richtung bevorstehenden Ruhestand blicken:
Noch ein paar Jahre, dann hat man es geschafft und sein Schaf im Trockenen.
Die Generation danach sieht sich erst einmal steigenden Belastungen in Beruf und Familie gegenüber und die Generation davor hat schon den Überblick verloren.
Fragt mal den Durchschnittsreisenden zwischen 16 und 26 an einem größeren deutschen Bahnhof, ob er sich schon einmal Gedanken um Nahverkehrsfinanzierung, die Sanierung des Schienennetzes, um den Unterschied zwischen Eisenbahnverkehrsunternehmen und Eisenbahninfrastrukturunternehmen gemacht hat.
Ihr werden weitverbreitetes Schulterzucken ernten: "Keine Ahnung...wie jetzt?...versteh' ich nicht... interessiert mich nicht".
Hinzu kommt noch in weiten Teilen Deutschlands eine zunehmende Überalterung und damit einher gehend ein Rückgang der Einnahmen der öffentlichen Haushalte.
Und da, wo keine großen Wert mehr geschöpft werden, z.B. in Hunsrück und Hochwald, investiert die öffentliche Hand auch nichts mehr.
Alle Kommunen entlang der Strecke von Simmern bis Türkismühle mit Ausnahme Morbachs sind pleite, in den Dörfern an der Strecke zwischen Morbach und Hermeskeil kommen auf 1 Taufe 10 Beerdigungen.
Hier gilt das Prinzip:
Erhalten, was vorhanden ist, wünschenswerte Weiterungen sind gar nicht mehr realisierbar.
Diesen Wahrheiten muß man sich stellen und daher sind diverse Reaktivierungsvisionen für mich weitgehend unrealistische Träume.
Sehr enttäuscht bin ich übrigens von den Nationalparkmachern.
Die Nationalparkbahn war nach den Bemühungen um den kommunalen Streckenankauf 2009 die zweite realistische Chance seit 1976 für eine Reaktivierung.
Eine vollumfänglich stimmige, nachhaltige Sache, man hätte auf Basis einer Touristikbahn für rund 5-7 Millionen Euro eine Andienung des Nationalparks auf 74 Kilometern Länge realisieren können.
Aber meine Forstkollegen lassen wahrscheinlich lieber mit aus dem Hoxeler Steinbruch per Lkw angekarrtem, hellen Quarzitschotter 20 großflächige Parkplätze anlegen, als der Bahnreaktivierung den Weg zu bereiten.
Das ist ein Trauerspiel der besonderen Art.