Lüneburg - Dannenberg - Dömitz 1982 bis 1993 (m15B)
Verfasst: Do 16. Feb 2006, 19:25
Hallo,
die heute im westlichen Teil als "Wendlandbahn" bezeichnete Strecke von Lüneburg nach Dannenberg und über die Elbe nach Dömitz musste schwer die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges tragen. Heute ist sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Am 1. Dezember 1954 wurde sie zur Nebenbahn degradiert.
Fotografisch ist sie über weite Strecken nur sehr schwer umzusetzen. Das mag auch ein Grund sein, dass sich viele Bahnfreunde nicht oder nur kurz mit ihr beschäftigten. Dann war auch die Zugdichte in den 80er Jahren relativ bescheiden.
Die Bahnlinie war für die Aufnahme eines zweiten Gleises vorgesehen. Die Elbbrücke bei Dömitz war sogar von 1877 bis 1886 zweigleisig.
Ich selbst war zwischen 1982 und 1986 mehrfach da; den Bahnhof Dömitz konnte ich 1993 nachholen.
Nun zuerst einen kurzen Blick in eine Streckenkarte von 1946.

Bild 1:
Östlich Windisch Evern bietet sich von einer Straßenbrücke über die Bahn dieser Anblick auf die Anfang der 70er Jahre erbaute Bahnbrücke über den Elbe-Seiten-Kanal, der bekanntermaßen durch diverse technische Vorkehrungen auch als militärisches Hindernis fungieren konnte. Wir sehen hier 212 286 am 22. April 1986 mit ihrem E 3241 Richtung Dannenberg Ost rollen.

Bild 2:
Nicht minder schön der Ausblick von der anderen Seite der Straßenbrücke: Hier begann für mehrere Kilometer ein Eldorado für Freunde der Doppel-Telegrafenmasten.
212 kehrt am gleichen Tage mehr als zwei Stunden später mit einem gedeckten Wagen sowie zwei vierachsigen Umbauwagen als 4952 Richtung Lüneburg zurück.

Bild 3:
Einmal bewußt ein Foto ohne Zug, damit man das Ambiente dieser Bahnarchitektur "ungestört" genießen kann. Als ich an diese Stellen mit den Doppelmasten kam, fühlte ich mich um Jahrzehnte zurückversetzt.
So sah es am 25. Mai 1985 westlich Vastorf aus, wenn man nach Westen blickte:

Bild 4:
Fast der gleiche Standort, jedoch den Blick nach Osten gerichtet: 212 251 fährt am gleichen Tage ihren 4948 nach Lüneburg.

Bild 5:
Das weitläufige Areal des Bahnhofs Dahlenburg, wo man bis zum 21. Januar 1922 in die Bleckeder Kleinbahn mit ihrer 750mm-Spurweite umsteigen konnte.
An jenem denkwürdigen 29. Juni 1986 steht ein Sonderzug an Gleis 1, der aus dem Wumag VT 175 der BHE, dem VT 164 samt Beiwagen sowie drei dreiachsigen Umbauwagen besteht. Die Freude der Mitreisenden richtete sich an diesem Tage wohl nicht nur auf die spannende Fahrt nach Wustrow, sondern auch auf das am Abend stattfindende Finale der Fußball-WM, in dem sich schließlich die BR Deutschland und Argentinien mit 2:3 trennten. Die Deutschen wurden unter der Führung von Kaiser Franz mal wieder Zweiter... Aber nicht abschweifen: Achtet z.B. mal auf die Gleisbettung!

Bild 6:
Nun wieder Regelbetrieb: eine dreiteilige 798-Garnitur rollt am 13. Februar 1982 als 4947 nach Osten auf Höhe des zwischen Dahlenburg und Göhrde später eingerichteten Haltepunktes Oldendorf.

Bild 7:
212 031 am gleichen Tage bei der Ausfahrt des 4948 aus Göhrde Richtung Lüneburg.

Bild 8:
Sicher haben einige von uns schon auf ein größeres Bild des Wumag-VT (Baujahr 1926) gewartet: Anlässlich der o.g. Sonderfahrt sehen wir das illustere Gespann auf der Rückleistung im Bahnhof Hitzacker.

Bild 9:
Kurz zuvor konnte man die Fuhre noch beim Rangieren im Bahnhof Dannenberg Ost beobachten. Das Foto entstand an der Westeinfahrt, wo auch die Strecke nach Uelzen bzw. Wustrow abzweigt.

Bild 10:
Auch diese Szene vom 13. Februar 1982 erschien mir damals schon etwas unwirklich: Alte Gebäude, weitläufige Anlage, großzügige Bahnsteigbreiten ... und dann diese Stille!

Bild 11:
Doch kurze Zeit später kam Leben auf: 212 031 bereitete sich auf die Fahrt des 4945 nach Lüneburg vor.

Bild 12:
Auch das ist heute verschwunden: Das imposante Stellwerk Dbf im östlichen Bahnhofsteil (Foto vom 13.02.1982).

Bild 13:
Ab Dannenberg Ost Richtung Elbe lag noch bis 1976 ein beträchtliches Stück Gleis, um Schadwagen abstellen zu können. Ansonsten hatte man die Gleise bis zur Elbbrücke im August und September 1947 abgebaut.
1945 hatte man auf der Westseite noch einen Austausch der Gleise "Neu gegen Alt" vorgenommen!
Die Elbbrücke war seit dem 20. April 1945 unpassierbar, da sie gegen 16 Uhr von einer englischen Fliegerbombe getroffen wurde.
Auf diesem abendlichen Foto vom 27. Oktober 1984 richtet sich ein wehmütiger Blick auf das Ostufer der Elbe bei Dömitz; der Bahnhof begann gleich hinter der Brücke. Aber nur Wenigen war es bis 1989 vergönnt, den grenznahen Bereich am anderen Ufer zu besuchen.

Bild 14:
Ich holte das am 6. September 1993 nach und machte u.a. ein Bild des Stellwerks in Dömitz nahe des Elbufers.
Der Bergische hatte das Motiv vor nicht allzu langer Zeit als Rätsel eingestellt.

Bild 15:
An jenem Septembertag war Dömitz noch per Zug von Ludwigslust her erreichbar. 219 009 war gerade mit dem 14210 eingetroffen.
Auf Bahnsteig 1 konnte man sich gemütlich niederlassen, um sich mit einem kühlen Getränk oder einem Eis zu erfrischen. ... Alles weg ...
Mit dem Rückzug der Bahn von der Fläche geht auch immer ein Stück Kultur verloren .....

Wenn ich Einigen von uns ein unbekannteres Stück Deutschland näher gebracht haben sollte, würde mich das freuen.
Es grüßt Euch
Günter
repariert am 12.07.2009
die heute im westlichen Teil als "Wendlandbahn" bezeichnete Strecke von Lüneburg nach Dannenberg und über die Elbe nach Dömitz musste schwer die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges tragen. Heute ist sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Am 1. Dezember 1954 wurde sie zur Nebenbahn degradiert.
Fotografisch ist sie über weite Strecken nur sehr schwer umzusetzen. Das mag auch ein Grund sein, dass sich viele Bahnfreunde nicht oder nur kurz mit ihr beschäftigten. Dann war auch die Zugdichte in den 80er Jahren relativ bescheiden.
Die Bahnlinie war für die Aufnahme eines zweiten Gleises vorgesehen. Die Elbbrücke bei Dömitz war sogar von 1877 bis 1886 zweigleisig.
Ich selbst war zwischen 1982 und 1986 mehrfach da; den Bahnhof Dömitz konnte ich 1993 nachholen.
Nun zuerst einen kurzen Blick in eine Streckenkarte von 1946.

Bild 1:
Östlich Windisch Evern bietet sich von einer Straßenbrücke über die Bahn dieser Anblick auf die Anfang der 70er Jahre erbaute Bahnbrücke über den Elbe-Seiten-Kanal, der bekanntermaßen durch diverse technische Vorkehrungen auch als militärisches Hindernis fungieren konnte. Wir sehen hier 212 286 am 22. April 1986 mit ihrem E 3241 Richtung Dannenberg Ost rollen.

Bild 2:
Nicht minder schön der Ausblick von der anderen Seite der Straßenbrücke: Hier begann für mehrere Kilometer ein Eldorado für Freunde der Doppel-Telegrafenmasten.
212 kehrt am gleichen Tage mehr als zwei Stunden später mit einem gedeckten Wagen sowie zwei vierachsigen Umbauwagen als 4952 Richtung Lüneburg zurück.

Bild 3:
Einmal bewußt ein Foto ohne Zug, damit man das Ambiente dieser Bahnarchitektur "ungestört" genießen kann. Als ich an diese Stellen mit den Doppelmasten kam, fühlte ich mich um Jahrzehnte zurückversetzt.
So sah es am 25. Mai 1985 westlich Vastorf aus, wenn man nach Westen blickte:

Bild 4:
Fast der gleiche Standort, jedoch den Blick nach Osten gerichtet: 212 251 fährt am gleichen Tage ihren 4948 nach Lüneburg.

Bild 5:
Das weitläufige Areal des Bahnhofs Dahlenburg, wo man bis zum 21. Januar 1922 in die Bleckeder Kleinbahn mit ihrer 750mm-Spurweite umsteigen konnte.
An jenem denkwürdigen 29. Juni 1986 steht ein Sonderzug an Gleis 1, der aus dem Wumag VT 175 der BHE, dem VT 164 samt Beiwagen sowie drei dreiachsigen Umbauwagen besteht. Die Freude der Mitreisenden richtete sich an diesem Tage wohl nicht nur auf die spannende Fahrt nach Wustrow, sondern auch auf das am Abend stattfindende Finale der Fußball-WM, in dem sich schließlich die BR Deutschland und Argentinien mit 2:3 trennten. Die Deutschen wurden unter der Führung von Kaiser Franz mal wieder Zweiter... Aber nicht abschweifen: Achtet z.B. mal auf die Gleisbettung!

Bild 6:
Nun wieder Regelbetrieb: eine dreiteilige 798-Garnitur rollt am 13. Februar 1982 als 4947 nach Osten auf Höhe des zwischen Dahlenburg und Göhrde später eingerichteten Haltepunktes Oldendorf.

Bild 7:
212 031 am gleichen Tage bei der Ausfahrt des 4948 aus Göhrde Richtung Lüneburg.

Bild 8:
Sicher haben einige von uns schon auf ein größeres Bild des Wumag-VT (Baujahr 1926) gewartet: Anlässlich der o.g. Sonderfahrt sehen wir das illustere Gespann auf der Rückleistung im Bahnhof Hitzacker.

Bild 9:
Kurz zuvor konnte man die Fuhre noch beim Rangieren im Bahnhof Dannenberg Ost beobachten. Das Foto entstand an der Westeinfahrt, wo auch die Strecke nach Uelzen bzw. Wustrow abzweigt.

Bild 10:
Auch diese Szene vom 13. Februar 1982 erschien mir damals schon etwas unwirklich: Alte Gebäude, weitläufige Anlage, großzügige Bahnsteigbreiten ... und dann diese Stille!

Bild 11:
Doch kurze Zeit später kam Leben auf: 212 031 bereitete sich auf die Fahrt des 4945 nach Lüneburg vor.

Bild 12:
Auch das ist heute verschwunden: Das imposante Stellwerk Dbf im östlichen Bahnhofsteil (Foto vom 13.02.1982).

Bild 13:
Ab Dannenberg Ost Richtung Elbe lag noch bis 1976 ein beträchtliches Stück Gleis, um Schadwagen abstellen zu können. Ansonsten hatte man die Gleise bis zur Elbbrücke im August und September 1947 abgebaut.
1945 hatte man auf der Westseite noch einen Austausch der Gleise "Neu gegen Alt" vorgenommen!
Die Elbbrücke war seit dem 20. April 1945 unpassierbar, da sie gegen 16 Uhr von einer englischen Fliegerbombe getroffen wurde.
Auf diesem abendlichen Foto vom 27. Oktober 1984 richtet sich ein wehmütiger Blick auf das Ostufer der Elbe bei Dömitz; der Bahnhof begann gleich hinter der Brücke. Aber nur Wenigen war es bis 1989 vergönnt, den grenznahen Bereich am anderen Ufer zu besuchen.

Bild 14:
Ich holte das am 6. September 1993 nach und machte u.a. ein Bild des Stellwerks in Dömitz nahe des Elbufers.
Der Bergische hatte das Motiv vor nicht allzu langer Zeit als Rätsel eingestellt.

Bild 15:
An jenem Septembertag war Dömitz noch per Zug von Ludwigslust her erreichbar. 219 009 war gerade mit dem 14210 eingetroffen.
Auf Bahnsteig 1 konnte man sich gemütlich niederlassen, um sich mit einem kühlen Getränk oder einem Eis zu erfrischen. ... Alles weg ...
Mit dem Rückzug der Bahn von der Fläche geht auch immer ein Stück Kultur verloren .....

Wenn ich Einigen von uns ein unbekannteres Stück Deutschland näher gebracht haben sollte, würde mich das freuen.
Es grüßt Euch
Günter
repariert am 12.07.2009