[OT] Mittelrheinbrücke vs. Welterbe
Verfasst: Di 8. Jul 2008, 17:56
Die für mich nicht nachvollziehbare Aussage zu einer Mittelrhein-Querung hat mich zu einer kritischen
Stellungnahme veranlasst, die ich heute als Leserbrief an die RZ gesandt habe:
Mit zweifelhaften Zahlen und Prognosen ist es der von der IHK beauftragten Landesregierung offenbar gelungen,
dem internationalen Rat für Denkmalpflege Sand in die Augen zu streuen. Blauäugig glaubt sie den Prognosen von
gerade einmal 1.000 zusätzlichen Fahrzeugen pro Tag, die jedoch nur zustande kommen, wenn man die derzeit
rund 4.000 täglich trajektierten Fahrzeuge aller fünf bestehenden Fährverbindungen zwischen Bingen und Boppard
als Grundlage nimmt. Die Schätzungen des LBM gehen bei einer festen Rheinquerung in St. Goar von 7.000 Fahr-
zeugen, bei einer Querung zwischen Fellen und Wellmich von 5.200 Fahrzeugen täglich aus.
Obwohl offiziell nur von einem "regionalen Verkehrsprojekt" die Rede ist, erklären die Vertreter der IHK und des
Rhein-Lahn-Kreises unisono in aller Öffentlichkeit die Bedeutung einer zukünftigen "Ost-West-Achse". Diese soll
von Luxembourg kommend über den Hochmosel-Übergang den Flughafen Hahn anschließen, um dann - dank der
Mittelrheinbrücke - ü?ber den Einrich die A3 und E44 zu erreichen. Doch dabei übersehen alle Protagonisten den
fehlenden Aufstieg zu den Hunsrück-Höhen. Nirgendwo im Bereich des Oberen Mittelrheintales gibt es eine
vergleichbare Verbindung, wie sie mit der B274 zwischen St. Goarshausen und Nastätten taunusseitig besteht.
Auf der Hunsrückseite ist weder in St. Goar über die Rheingoldstraße (L213), Gründelbach (L206) oder Schlossberg/
Pfalzfelder Straße (K100) eine entsprechend leistungsfähige Verbindung vorhanden oder zu schaffen, noch von
Oberwesel aus. Die Forderung von IHK-Hauptgeschäftsführer Podzun "schon vor dem offiziellen Start des Bau-
verfahrens Vorarbeiten zu leisten", kann nicht anders verstanden werden, als eine oder mehrere dieser Straßen
für den nicht abzuwendenden Schwerlastverkehr auszubauen.
Die Auftragsvergabe für die von der UNESCO verlangte zusätzliche Verkehrsanalyse dem Land zu übertragen
ist vergleichbar mit der Entscheidung, dem Verwalter der Waffenkammer auch noch die Schlüssel für die
Munitionslager zu übergeben. Die vorhersehbaren Ergebnisse stimmen in beiden Fällen wenig optimistisch.
Verluste für das "Welterbe" sind absehbar. Außer zwischen Bingen und Rüdesheim wird sich keine
Fährverbindung im Oberen Mittelrheintal mehr wirtschaftlich betreiben lassen. Für 40 Millionen Euro
könnten demgegenüber gleich mehrere 24 Stunden-Fährverbindungen auf Jahrzehnte finanziert und
eventuell notwendige Fähren gebaut werden.
Offenbar befürchten auch die Bürgermeister von St Goar und Oberwesel ein Verkehrschaos,
wie man heute RZ-online entnehmen kann:
Der Gedanke an neue Verkehrsströme treibt auch manchem entschlossenen Brückenbefürworter die Sorgenfalten
auf die Stirn. Eine Brücke am Rhein würde auch die Straßen im Hinterland belasten, die den zunehmenden Verkehr
zwischen A 61 und B 9 aufnehmen müssten.
Der St. Goarer Bürgermeister Walter Mallmann macht immer wieder darauf aufmerksam, dass die Asphaltpisten
im landschaftlich sensiblen Gründelbachtal ebenso wenig wie die anderen Wege über die Stadtteile als Zufahrt
taugen, sollte sich ein Brückenstandort bei St. Goar durchsetzen. In gleicher Weise sieht es sein Amtskollege
in der Nachbarstadt Oberwesel, der genau weiß, dass die Chablisstraße und die Landesstraße durch den Stadtteil
Engehöll als Querverbindung nun umso mehr ins Spiel kommen: "Wenn man von den Straßen in St. Goar spricht,
muss man auch sagen, dass die Straßen in Oberwesel ganz erheblich belastet würden", so Manfred Zeuner.
Er fordert eine zeitige Lösung, und der Ansatz müsse dabei lauten: "Wie kommt man am besten auf den Hunsrück,
ohne dass der Verkehr durch unsere Stadt geht?"
Vielleicht sieht ja auch der ein oder andere Foren-User die Maßnahme kritisch und greift zur Feder ...
Für den vielen Text entschuldigt sich
Hans-Peter
Stellungnahme veranlasst, die ich heute als Leserbrief an die RZ gesandt habe:
Mit zweifelhaften Zahlen und Prognosen ist es der von der IHK beauftragten Landesregierung offenbar gelungen,
dem internationalen Rat für Denkmalpflege Sand in die Augen zu streuen. Blauäugig glaubt sie den Prognosen von
gerade einmal 1.000 zusätzlichen Fahrzeugen pro Tag, die jedoch nur zustande kommen, wenn man die derzeit
rund 4.000 täglich trajektierten Fahrzeuge aller fünf bestehenden Fährverbindungen zwischen Bingen und Boppard
als Grundlage nimmt. Die Schätzungen des LBM gehen bei einer festen Rheinquerung in St. Goar von 7.000 Fahr-
zeugen, bei einer Querung zwischen Fellen und Wellmich von 5.200 Fahrzeugen täglich aus.
Obwohl offiziell nur von einem "regionalen Verkehrsprojekt" die Rede ist, erklären die Vertreter der IHK und des
Rhein-Lahn-Kreises unisono in aller Öffentlichkeit die Bedeutung einer zukünftigen "Ost-West-Achse". Diese soll
von Luxembourg kommend über den Hochmosel-Übergang den Flughafen Hahn anschließen, um dann - dank der
Mittelrheinbrücke - ü?ber den Einrich die A3 und E44 zu erreichen. Doch dabei übersehen alle Protagonisten den
fehlenden Aufstieg zu den Hunsrück-Höhen. Nirgendwo im Bereich des Oberen Mittelrheintales gibt es eine
vergleichbare Verbindung, wie sie mit der B274 zwischen St. Goarshausen und Nastätten taunusseitig besteht.
Auf der Hunsrückseite ist weder in St. Goar über die Rheingoldstraße (L213), Gründelbach (L206) oder Schlossberg/
Pfalzfelder Straße (K100) eine entsprechend leistungsfähige Verbindung vorhanden oder zu schaffen, noch von
Oberwesel aus. Die Forderung von IHK-Hauptgeschäftsführer Podzun "schon vor dem offiziellen Start des Bau-
verfahrens Vorarbeiten zu leisten", kann nicht anders verstanden werden, als eine oder mehrere dieser Straßen
für den nicht abzuwendenden Schwerlastverkehr auszubauen.
Die Auftragsvergabe für die von der UNESCO verlangte zusätzliche Verkehrsanalyse dem Land zu übertragen
ist vergleichbar mit der Entscheidung, dem Verwalter der Waffenkammer auch noch die Schlüssel für die
Munitionslager zu übergeben. Die vorhersehbaren Ergebnisse stimmen in beiden Fällen wenig optimistisch.
Verluste für das "Welterbe" sind absehbar. Außer zwischen Bingen und Rüdesheim wird sich keine
Fährverbindung im Oberen Mittelrheintal mehr wirtschaftlich betreiben lassen. Für 40 Millionen Euro
könnten demgegenüber gleich mehrere 24 Stunden-Fährverbindungen auf Jahrzehnte finanziert und
eventuell notwendige Fähren gebaut werden.
Offenbar befürchten auch die Bürgermeister von St Goar und Oberwesel ein Verkehrschaos,
wie man heute RZ-online entnehmen kann:
Der Gedanke an neue Verkehrsströme treibt auch manchem entschlossenen Brückenbefürworter die Sorgenfalten
auf die Stirn. Eine Brücke am Rhein würde auch die Straßen im Hinterland belasten, die den zunehmenden Verkehr
zwischen A 61 und B 9 aufnehmen müssten.
Der St. Goarer Bürgermeister Walter Mallmann macht immer wieder darauf aufmerksam, dass die Asphaltpisten
im landschaftlich sensiblen Gründelbachtal ebenso wenig wie die anderen Wege über die Stadtteile als Zufahrt
taugen, sollte sich ein Brückenstandort bei St. Goar durchsetzen. In gleicher Weise sieht es sein Amtskollege
in der Nachbarstadt Oberwesel, der genau weiß, dass die Chablisstraße und die Landesstraße durch den Stadtteil
Engehöll als Querverbindung nun umso mehr ins Spiel kommen: "Wenn man von den Straßen in St. Goar spricht,
muss man auch sagen, dass die Straßen in Oberwesel ganz erheblich belastet würden", so Manfred Zeuner.
Er fordert eine zeitige Lösung, und der Ansatz müsse dabei lauten: "Wie kommt man am besten auf den Hunsrück,
ohne dass der Verkehr durch unsere Stadt geht?"
Vielleicht sieht ja auch der ein oder andere Foren-User die Maßnahme kritisch und greift zur Feder ...
Für den vielen Text entschuldigt sich
Hans-Peter