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Re: Nationalpark & Bahn

Verfasst: Fr 16. Mai 2014, 16:29
von Horst Heinrich
Wie man sich doch sein Provinzdorf groß lügen kann.
Der Ort wird dominiert von einem einzigen Steuerzahler, Arbeitgeber und Großmogul im Stile des Eisenbarons Stumm zu Halberg (vgl. Bernt Engelmann:Der König von Saarabien), wenn der irgendwann einmal zu macht oder abwandert, ist weit und breit "tote Hose", das "Abitur" wird demnächst an einer gepushten Ex-Hauptschule abgelegt (woher dieser Zuwachs an intelligenten Menschen kommen soll, die das Zeug zur Hochschulreife mitbringen, ist mir schleierhaft, wo noch vor 20 Jahren die Morbacher Abiturienten gerade mal eine halbe Klasse füllten), die öffentliche Infrastruktur ist -vorsichtig ausgedrückt- bescheiden, die den Ort tangierende Hunsrückbahn verläuft konträr zu der verkehrlichen Orientierung der Bevölkerung und rundum leidet das öffentliche Leben an Überalterung und Bevölkerungsrückgang. Der Bericht aber will suggerieren, man habe hier eine Art "Morhattan" und die Explosion des innovativen Mittelzentrums hin zu einem zweiten Trier stehe kurz bevor.
So ist es aber nicht.
Um zur Hunsrückbahn zurückzukommen:
Sie würde dem Morbacher einen Anschluß Richtung Simmern und Hermeskeil verschaffen - da will er aber nicht hin, sondern stattdessen nach Bernkastel, Idar-Oberstein oder Trier.
Das erkannten die Verantwortlichen schon vor 40 Jahren und stellten den Personenverkehr 1976 ein.
Auch ein neues Mittel- bzw. Oberzentrum wird die Grundsachverhalte, die zum Rückgang der Reisendenzahlen auf der Schiene führten, nicht ändern.
Um es noch einmal zu wiederholen, was hier schon oft konstatiert wurde: Es bleibt nur der Kampf um den Erhalt der Schieneninfrastruktur zum Zwecke der touristischen Nutzung zwischen Türkismühle und Büchenbeuren.
Alles andere ist -zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt- utopisches Wunschdenken.

Re: Nationalpark & Bahn

Verfasst: So 8. Jun 2014, 15:07
von Horst Heinrich
Den Bekundungen der Politiker gebe ich keine große Bedeutung.
Zuviel wurde hier schon versprochen und nicht gehalten.
Da würde ich eher einer Sommerschlittschuhbahn auf dem Bostalsee eine Chance geben als einer Bahnstrecke unter kommunaler Federführung zweier Bundesländer.

Das allerdings möchte ich als kleine Sensation bezeichnen:
saarepi hat geschrieben:
DB Netze setzt den Schwerpunkt auf Erhaltung der Strecke und bevorzugt eher den Schienenverkehr vor dem Bau eines Radwegs.
Bisher war man im Konzern immer froh für jeden Meter Schiene, den man aus der Unterhaltung streichen und für jeden Netzanschluß, den man kappen konnte und nun dies...
Sollte man im Unternehmen endlich erkannt haben, welch unglaubliches Aktivvermögen hier mit nur wenig Mitteln bewahrt werden kann und jederzeit wieder nutzbar zu machen ist?

Da bin ich jetzt aber mal gespannt, wie es weiter geht.

Was die Unterstützung vor Ort betrifft:
Einige Kommunen im westlichen Teil der VG Kirchberg und Umgebung hätten gerne zumindest wieder Touristikverkehr und sind auch bereit, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu engagieren.
Z.B. Wahlenau und Hochscheid.
Andere sind zurückhaltend (z.B. Hirschfeld [Bahn zu weit abseits der Ortslage] oder Büchenbeuren [Bahn spielt für die Entwicklung des Dorfes eine zu geringe Rolle] ), wieder andere setzen auf den Ausbau Langenlonsheim-Hahn.

Re: Nationalpark & Bahn

Verfasst: Mo 9. Jun 2014, 12:59
von Bernd Heinrichsmeyer
Die Haltung der DB Netz AG bzw. DB Services GmbH ist leicht erklärt: Solange die Strecken in Betrieb und verpachtet sind, können sie unverändert in der DB Bilanz geführt werden. Die seinerzeit viel zu hoch bewerteten Grundstückswerte müssen dann nicht korrigiert werden. Die regional handelnden Personen bei dem roten Riesen sind auch nicht das Problem. Die Probleme sitzen in Karlsruhe und Berlin ... . Insgesamt ist aber die Attitüde des DB Konzerns deutlich moderater geworden. Die sind also insgesamt hier nicht der Hemmschuh.

Re: Nationalpark & Bahn

Verfasst: Fr 20. Jun 2014, 18:20
von Sebbel
Horst Heinrich hat geschrieben: ...
Betriebsfähiger Erhalt SBBN-Türkismühle und behutsamer Ausbau der Verkehre nach Bedarf und Nachfrage, beginnend zunächst mit Touristikverkehr.
Das ganze kostet einschließlich Streckenerwerb rund 5 Millionen Euro - damit kann man wieder 10 Jahre mit bis zu 50 km/h fahren.
Diese 5 Millionen müßten eigentlich mühelos aufzubringen sein.
...
Aus dem Thema: Spekulation - Eine Vision der HQB ... :arrow: viewtopic.php?f=8&t=42430

Das heißt, das Sie pro Jahr 500.000 € nur für diese erste Investition aufbringen müssen. Dazu kommen die Kosten für den eigentlichen Unterhalt (Baumschnitt, regelmäßige Streckenprüfung, kleinere Instandhaltungen, ...). Dann haben Sie die Kosten der Fahrzeuge, Personal, etc. ... . Schwer zu sagen, was sowas im Fall der HQB kostet, aber angenommen das wären für das unten genannte Angebot pro Jahr 200.000 € extra, müssen Sie 700.000 € Umsatz pro Jahr machen, damit Sie überleben.

Angebot:

Wenn Sie im Frühjahr, Sommer, Herbst und am Wochenende sowie teilweise in den Ferien fahren, können Sie vielleicht auf 100 Fahrtage kommen. Pro Tag 4 Hin- und Rückfahrten, dann haben Sie 800 Fahrten pro Jahr. Pro Fahrt müssen Sie 875,- € Umsatz machen. Wenn Sie 100 Fahrgäste pro Fahrt voraussetzen, sind das pro Fahrgast 8,75 €. Sie haben dann 80.000 Fahrgäste im Jahr. Das hier ist mal grob überschlagen. Einfach um mal zu zeigen was 5.000.000 € bedeutet und das kein € verdient wurde!!!

Glauben Sie wirklich, das Sie so viel Fahrgastpotential haben??? Vater, Mutter mit 2 Kindern müsste schon pro Fahrt 35,- € hinlegen. 70,- € hin und zurück. Das ist weit entfernt von der 24,- € Familienkarte, die bisher für Hin- und Rückfahrt verlangt wurde. Verlangt man es, muss man gerundet 29.000 Familienkarten pro Jahr verkaufen, was auf knapp 116.000 Fahrgäste schließen ließe. ... usw.

Kann nicht endlich mal jemand der "Tourismusverkehr" Verfechter ein grobes Angebot präsentieren. Fahrtage, Fahrten pro Tag und gewünschte Fahrpreise??? Das würde die Diskussion vereinfachen!!!

Gruß

Re: Nationalpark & Bahn

Verfasst: Fr 20. Jun 2014, 18:30
von Westeifelbahner
Soweit ich weiß, plant hier keiner den Streckenbetrieb Türkismühle - Büchenbeuren "auf eigene Rechnung".

Bitte jetzt keine sinnlose Grundsatzdiskussion, aber die Rahmenbedingungen sind:
Das Land RLP fördert den Erhalt touristischer Schieneninfrastruktur mit bis zu 85% (Gelder, die fest im Haushalt eingeplant sind und wahrscheinlich genau so für den gleichen Zweck ausgegeben werden, wenn nie mehr ein Zug zwischen Türkismühle und Büchenbeuren fahren wird). Rückzahlungsverpflichtung: 0 EUR.
Der ZSPNV Rlp Nord fördert den Betrieb von touristischen Schienenverkehren mit einem Betrag je Zugkilometer (auch hier: Gelder, die fest im Haushalt eingeplant sind und derzeit brach liegen, weil allerorts touristische Schieneninfrastrukturen in RLP für öffentliche Personenverkehre gesperrt sind). Daraus ergeben sich Einnahmen, die nicht niedriger als die Fahrgelderlöse sind.

Was die Fahrgastzahlen angeht, so wurden im April 2001 vom ZSPNV Rlp Nord 150 - 180 Reisende als Mindestgrundlage für bestellte Verkehre definiert. Seitdem ist noch kein touristischer Schienenverkehr eingestellt worden, weil diese Fahrgastzahl verfehlt wurde. Selbst in der Insellage hatte Büchenbeuren - Morbach ja offenkundig eine Nachfrage, die für eine weitere Bestellung durch den ZSPNV Rlp Nord ausgereicht hätte.

Und so ist der Betrieb eines touristischen Touristikverkehres im Hunsrück - das sollte hier deutlich werden - unter den gegebenen Rahmenbedingungen wahrlich kein Zauberwerk, sofern die Erstinvestition seriös kalkuliert und finanziert ist, um eine ordentliche Substanz für den weiteren Betrieb zu haben.

Gruß Westeifelbahner

Re: Nationalpark & Bahn

Verfasst: Fr 20. Jun 2014, 18:51
von Sebbel
Westeifelbahner hat geschrieben:Soweit ich weiß, plant hier keiner den Streckenbetrieb Türkismühle - Büchenbeuren "auf eigene Rechnung".

Bitte jetzt keine sinnlose Grundsatzdiskussion, aber die Rahmenbedingungen sind:
Das Land RLP fördert den Erhalt touristischer Schieneninfrastruktur mit bis zu 85% (Gelder, die fest im Haushalt eingeplant sind und wahrscheinlich genau so für den gleichen Zweck ausgegeben werden, wenn nie mehr ein Zug zwischen Türkismühle und Büchenbeuren fahren wird). Rückzahlungsverpflichtung: 0 EUR.
Der ZSPNV Rlp Nord fördert den Betrieb von touristischen Schienenverkehren mit einem Betrag je Zugkilometer (auch hier: Gelder, die fest im Haushalt eingeplant sind und derzeit brach liegen, weil allerorts touristische Schieneninfrastrukturen in RLP für öffentliche Personenverkehre gesperrt sind). Daraus ergeben sich Einnahmen, die nicht niedriger als die Fahrgelderlöse sind.

Was die Fahrgastzahlen angeht, so wurden im April 2001 vom ZSPNV Rlp Nord 150 - 180 Reisende als Mindestgrundlage für bestellte Verkehre definiert. Seitdem ist noch kein touristischer Schienenverkehr eingestellt worden, weil diese Fahrgastzahl verfehlt wurde. Selbst in der Insellage hatte Büchenbeuren - Morbach ja offenkundig eine Nachfrage, die für eine weitere Bestellung durch den ZSPNV Rlp Nord ausgereicht hätte.

Und so ist der Betrieb eines touristischen Touristikverkehres im Hunsrück - das sollte hier deutlich werden - unter den gegebenen Rahmenbedingungen wahrlich kein Zauberwerk, sofern die Erstinvestition seriös kalkuliert und finanziert ist, um eine ordentliche Substanz für den weiteren Betrieb zu haben.

Gruß Westeifelbahner
Nur weil es im Haushalt steht, sollte man dem nicht kritisch gegenüberstehen??? Es wird einfach überall im öffentlichen Haushalt zu oft vergessen, was die Mio und Mrd bedeuten!!!

Die Förderung von Touriverkehren ist gut, aber nicht an jedem Baum. Aus meiner Sicht ist schon eine Kommission in RLP erforderlich, die alle Tourismusbahn Vereine unter einen Hut bringt und durchplant wie RLP an einigen Standorten Tourismusverkehr durchführen kann, ohne dabei Mio € zu verlieren.

Re: Nationalpark & Bahn

Verfasst: Sa 21. Jun 2014, 11:15
von Horst Heinrich
Ich halte beide Konzepte für bedenkenswert und auch realistisch - @Sebbels Idee als langfristige Vision, @Erhards Planungen als kurzfristig umsetzbare Variante zum Erhalt von Strecke und Befahrbarkeit.

Man sollte parallel an beidem weiterarbeiten und ich danke jetzt schon einmal für die hinter den Konzepten steckende Arbeit.

Wie sich der Schienenverkehr im Hunsrück in 15 oder 20 Jahren entwickeln wird, steht ein Stück weit in den Sternen, was in den nächsten 15 bis 20 Monaten hingegen zu tun ist, liegt auf der Hand:
Die Strecke muß wieder ins öffentliche Bewußtsein zurück, am besten auch in absehbarer Zeit wieder mit Sonderfahrten, damit auch der Bürger vor Ort das Gefühl hat, daß sich etwas tut.

Das ist nicht einfach.
Es müssen fünf Grundvoraussetzungen geschaffen werden:

1. Die Wiederherstellung des Netzanschlusses Türkismühle-Hermeskeil in gestalt der Sanierung der Löstertalbrücke.
2. Das Schließen der vier Gleislücken im Abschnitt Hermeskeil-Morbach
3. Die Instandsetzung des Oberbaus Büchenbeuren-Morbach.
4. Alsdann müßte ein leistungsfähiges und -williges EIU gefunden werden und
5. man müßte auf die Suche nach EVU's gehen, die sich hier engagieren möchten.

Ich denke, letzteres wäre das geringste Problem.
Die Punkte 1-4 hingegen bergen einen Haufen Arbeit, nicht zuletzt steht und fällt alles mit der Gewährung öffentlicher Mittel (von @Westeifelbahner umrissen).

Ganz entscheidend ist der Faktor "Zeit".
2014 ist das erste Jahr ohne Schienenverkehr, von den Sonderfahrten zum Abtransport der Fahrzeuge aus Hermeskeil und Morbach abgesehen.
Die Natur arbeitet permanent gegen Reaktivierungsbemühungen, allerorten beginnt die Strecke zuzuwachsen.
In den Köpfen der Bürger verschwindet die Bahn langsam wieder.

Es müßte in diesem Jahr noch etwas passieren, das auch seinen medialen Niederschlag findet.

Re: Nationalpark & Bahn

Verfasst: Sa 21. Jun 2014, 14:07
von jojo54
Hallo zusammen,

man sollte Alleingänge vermeiden und die Angelegenheit koordinieren. Vor allem dann, wenn es um Gespräche bei den Kommunen oder den Landkreisen geht. Alles andere bringt nichts.

Es müssen Befürworter sein, die vor Ort, bzw. in der Region wohnen, weil sie mit den örtlichen Gegebenheiten am besten vertraut sind. Bitte keine Märchenstunden abhalten, so etwas kommt nicht gut an.

Ich kann nur davor warnen, ohne Genehmigung in kommunalen Bereichen und entlang von Bundes- oder Landstraßen (auch auf Brücken usw.) irgendwelche Plakate aufzuhängen. Das kann teuer werden.

Man sollte nach Möglichkeit den redaktionellen Teil von Anzeigenblättern in der Hunsrück-Region nutzen. Wenn man dann mal den ein- oder anderen Beitrag in Form einer Anzeige schaltet, hat man bei den Verlagen recht gute Karten.

MfG
jojo54

Re: Nationalpark & Bahn

Verfasst: Mi 25. Jun 2014, 19:15
von Pablo

Re: Nationalpark & Bahn

Verfasst: Sa 5. Jul 2014, 16:56
von jojo54
Hallo zusammen,

den Beitrag fand ich in der Rhein-Zeitung, Teilausgabe Nahetal, Idar-Oberstein und Birkenfeld vom 05.07.2014.

http://www.rhein-zeitung.de/region/loka ... 7gQpopkw2Y

Alles nur auf der Straße, von der Hunsrück- oder Hochwaldbahn nicht ein Wort.

MfG
jojo54

Re: Nationalpark & Bahn

Verfasst: Sa 5. Jul 2014, 19:16
von Horst Heinrich
saarepi hat geschrieben:Dann bin ich mal gespannt, wie viele aus diesem Forum einen Leserbrief schreiben und oder Herrn Schupp eine eMail.
Da bin ich dabei - auch ich werde dem Herrn mal schreiben.

Andererseits wundert mich dieses Denken nicht, es ist -nicht nur im Hunsrück- weitverbreitet.
Man könnte grad meinen, Herr Schupp hätte den zweiteiligen Dokumentarfilm von Hans Domnick "Traumstraße der Welt" gesehen, aber dieser sorgte 20 Jahre vor seiner Geburt für Aufsehen.
Auch hier ging es -zeittypisch halt- um die Erschließung der schönsten Naturschauspiele per Autostraße.
Als hätte man nichts dazugelernt.

Aber man kann von den Menschen dieser Generation nicht allzu viel in Sachen Eisenbahn erwarten.
Sie erlebten -wenn überhaupt- eine Bahn des Angebotsabbaus, der ungewollten Emissionen, der Unzuverlässigkeit usw.
Währenddessen wurde das ständig medial präsente Auto seit 50 Jahren als Heilsbringer verkauft.

Aber, wenn man die Sache diplomatisch angeht, läßt Schupp sich vielleicht noch für die Eisenbahn gewinnen.
Schließlich verdient er ja sein Geld in einer Sprudelfabrik - und die ist ja nicht zuletzt stolz auf ihre Naturverbundenheit.

Und: Gibt es ein nachhaltigeres Massenverkehrsmittel als die Bahn?

Re: Nationalpark & Bahn

Verfasst: Mo 7. Jul 2014, 16:30
von jojo54
Aus gegebenen Anlass würde es mich interessieren, ob- und in welchem Umfang das Lokmuseum in Hermeskeil in die künftigen Planungen für den Erhalt der Hunsrück- und Hochwaldbahn mit-einbezogen wird.

Kann man mit einer Unterstützung gleich welcher Art vom Museum rechnen ?

Letztendlich profitiert dieses doch auch von einem Bahnanschluß.

MfG
jojo54