Heute - Balduinstein am Vormittag:
Nicht weniger als 35 Fahrräder (fast 300% der max. zulässigen Anzahl), allesamt beladen wie auf einer Mount-Everest-Expedition, teilweise mit Anhänger, drängeln sich auf dem Bahnsteig, als der LINT41 an den Bahnsteig rollt. Die zuerst am Bf angekommenen Radler stehen nahe der Wand des Bahnhofsgebäudes, die später hinzugekommenen logischerweise Richtung Bahnsteigkante. Als erstes geht das Gezänk los, wer denn zuerst da war, und wer evtl. zurückbleiben muß, dann bauen sich die Radler mit ihren sperrigen Vehikeln zu einer undurchdringlichen Wand vor beiden Türen auf, um zunächst mal die Aussteigenden zu behindern, schließlich steigen endlich Einzelne mit ihren Drahteseln ein, bleiben gleich Eingangs stehen, und verharren in einer Art Ruheposition neben ihrem Rad (Es könnte ja jemand im fahrenden Zug ihr Rad klauen!). Andere Gruppen entwickeln eine Dynamik: Einer ist fürs Einladen zuständig, einer fürs Durchschieben, einer fürs Plazieren im Mehrzweckabteil. So weit so gut. Dumm nur, daß ein weiteres Dutzend Gruppenmitglieder diesen fleißigen Händen auf die Finger gucken muß, damit an ihr edles Fahrzeug auch kein Kratzer drankommt - und dabei den anderen nur in den Füßen herumsteht. Derweil wird im anderen kleinen Mehrzweckbereich am Klo probiert, ob der Anhänger mit dem halben Hausrat und 90% der Kinderspielsachen, die unbedingt mit mußten, in die Rollstuhlecke paßt, oder nicht doch lieber 2 Räder, oder vielleicht doch auch beides....
Ich bin kurz davor, etwa einem Dutzend Räder samt Besitzern die Mitfahrt zu verweigern (Es war kein Durchkommen mehr, weder zum Klo, noch zum Automaten, noch sonstwohin), da schließen sich plötzlich die Türen, alle sind drin. Anschlußreisende schauen besorgt auf die Uhr, ich kann sie beruhigen, das holen wir schon wieder raus.
Aber nein....! In Laurenburg müssen natürlich DIE Radler raus, die ausnahmsweise mal ganz durch gegangen sind....

muß ich noch was sagen??? Die Verspätung summiert sich auf 6 Minuten. Und da inzwischen fast alle Züge von den Bahnradlern heimgesucht werden (Warum kann man seine Radtour entlang der 150 km langen Lahn nicht so planen, daß dieses Teilstück ausgelassen wird, bis der Radweg fertig oder ein angemessener Transport - ein pfiffiger Bus- oder Schiffahrtsunternehmer würde hier in eine unglaubliche Marktlücke vorstoßen - gewährleistet ist???), wird es nicht zuletzt wegen der teilweise eingleisigen Strecke und den ebenfalls im Moment nicht sehr pünktlichen REs immer enger mit den Anschlüssen der "normalen" Kunden.
Es wird immer auf schlechte Konzepte beim saisonal hochfrequenten Fahrradtransport hingewiesen, nie aber auf das Chaos, das diese Kunden, die diese (noch einmal sei es gesagt) Gratisleistung in Anspruch nehmen, auslösen. Und Riesenanhänger, Tandems, große Dreiräder etc. sind hiervon eigentlich ausgenommen, da drücken wir schon etliche Augen (Hühneraugen inklusive) zu...und immer noch wird gemeckert. Den Unmut des Personals kann man ja gewiß nachvollziehen, oder nicht??? Zumal die normalen Kunden (also die, die mit dem Zug fahren, um von A nach B zu kommen, nicht diejenigen, die mit einem Fahrzeug ein Fahrzeug aus Jux und Dollerei transportieren) als erstes ans Personal herantreten, wenn sie verständlicherweise verärgert über den verpaßten Anschluß mal Dampf ablassen müssen....