schimi hat geschrieben:Vieleicht kannst du uns ja hier darlegen, was du momentan aktiv zum Erhalt der Gesamtstrecke tust.
Ich arbeite da eher im Hintergrund, starte keine plakativen Aktionen, gründe keine Vereine, noch werde ich Mitglied in solchen, gebe mich nach außen weitgehend neutral und unparteiisch, bin aber -da wo ich Kontakt zu politischen oder anderen offiziellen Mandatsträgern habe- sehr gut im Bilde über das Denken und Handeln maßgeblicher Personen.
Oft werde ich nämlich gefragt: "Was halten denn Sie von dieser oder jener Aktion, Sie waren doch auch mal bei den Eisenbahnleuten aktiv...".
In diesem Zusammenhang höre ich im Moment eigentlich sehr viel zu, versuche, Stimmungen aufzunehmen.
Da ich in der Regel einen ganz anderen Zugang zu den Leuten habe, gerade über den kommunalpolitisch sehr hoch geschätzten Forstbereich, gelingt es mir sehr oft, sehr weit in das Innere meiner Gesprächspartner vorzudringen. An dieser Stelle versuche ich, die Bedeutung der Bahnstrecke -frei von jedem Eigeninteresse- herauszustellen und bringe in diesem Zusammenhang ein positives Beispiel, über dessen Erfolg sich jeder unterrichten kann, die Strecke Alzey-Kirchheimbolanden.
Auch sie war vor 20 Jahren von der Politik und der Bahn abgeschrieben, der Abbau stand bevor.
Die Reaktivierung hat gerade dem nordpfälzer Raum ("bayerisch Sibirien") die entscheidenden Impulse gebracht, nachdem wir hier -rund um Kirchheimbolanden, Kriegsfeld und Marnheim- um 1990 eine ähnliche Situation wie zwischen Hermeskeil, Thalfang und Morbach hatten.
Die Bahnstrecke und ihr Anschluß ans Rhein-Main-Gebiet hat entscheidend dazu beigetragen, daß die Region wieder aufgelebt ist, so wie die Hunsrück-und Hochwaldbahn unsere Region Richtung Rhein-Main und Nahe-Saar anbinden und helfen könnte, das Hauptproblem des ganzen Hunsrücks, den geradezu beängstigenden demographischen Wandel umzukehren.
Dieser Bevölkerungs-, Fachkräfte- und Arbeitsplatzmangel ist das Hauptproblem der ganzen Region, es beschäftigt die Rathäuser, Unternehmen und die verbleibenden Menschen mehr, als die Schaffung einer 15 km langen Dampftouristikbahn.
Die Bahnstrecke muß also -in ihrer Gesamtheit- vorrangig dieses Infrastrukturproblem angehen, die Region demnach durch die Bereitstellung einer guten Verkehrsanbindung für den Zuzug junger Familien, Gewerbetreibender oder Dienstleister attraktiv machen, nicht in erster Linie dem Ziel dienen, eine weitere Touristenattraktion zu schaffen, zu der ich überwiegend nur einen Kommentar in Hunsrück und Hochwald höre: "Als hätt'mer kää annere Sorje..."
Hier Überzeugungsarbeit zu leisten, an allen möglichen Stellen, von Argenthal bis Züsch, ohne eigene Ziele über einen Verein o.ä. zu verfolgen, das ist im Augenblick mein Part und dieser Part ruft nicht selten staunende Achtung hervor, weil ich auf die zwangsläufig immer wieder aufgeworfene Frage "Unn watt vaspreche Sie sich devoon?" ganz seriös antworten kann:
"Eigentlich nichts, mir geht es um die Region und den Erhalt der Bahnstrecke."