Nils hat geschrieben:Zum Glück wurde den EU-Radweg-Förderungen von rheinland-pfälzischer Seite ja jetzt etwas entgegengestellt. 23 Millionen € für Eisenbahninfrastrukturen ohne regulären Verkehr ist doch schon mal eine Hausnummer. Und der Anteil, denn die Kommunen hierbei bringen müssen, ist soweit ich weiß unter den 20%, die für einen Radweg aufgebracht werden müssten.
Bezogen auf Rh-P ist das sicher richtig, aber das Projekt müsste dann auch kommunal vorangebracht werden. Das Land wird nicht kommen und es von sich aus angehen. Aber wenn man sich die Sachlage vor Ort in den Rathäusern anschaut, dann muss man erkennen, dass ein solches Engagement nicht mehr zu erwarten ist. In Hermeskeil ist das Thema per Ratsbeschluss vom Tisch. Man will den Radweg. In Morbach sitzt ein höflicher, sehr freundlicher Bürgermeister seit einigen Jahren hinter seinem Schreibtisch, der mit der Eisenbahn nichts anfangen kann. Er sagt gegenüber den Medien aus, man sehe das Land in der Verantwortung. Über das Schweigen aus Thalfang ist kein Wort zu verlieren.
Fazit: Bestenfalls in Morbach gibt es noch ein winziges Fünkchen Hoffnung, wobei die nun eingenommene passive Haltung und die Erwartung an das Land dafür sprechen, dass man auf diesem Wege aus der Nummer rauskommen will. Wir Horst Heinrich auch schon ausgeführt hat: Das Zuschussmodell mit einem Eigenanteil der Gebietskörperschaften ist eine Farce. Dabei ist es egal, ob es 10, 15 oder 20% Eigenanteil sind. Diese sind (Morbach sicher ausgenommen, weil sehr solvent) von den Gemeinden aufgrund von Haushaltssperren und Fremdverwaltungen nicht zu leisten. Dabei ist es zumeist auch egal, ob es effektiv 50.000 oder 500.000 EUR sind.
Der langen Rede kurzer Sinn: Solange ein Eigenanteil der Gemeinden erfolgen muss, kann man die Sache vergessen. Ausgenommen ist vielleicht eine von Morbach vorangetriebene Insellösung vornehmlich auf deren Gemeindegebiet.
Nils hat geschrieben:Im Klartext: Durch dieses Programm wird Eisenbahninfrastruktur günstiger als Radwege! Aber das muss man erstmal an die Öffentlichkeit bringen. Und leider fehlt im Saarland ein entsprechendes Programm. Hier muss daran gearbeitet werden, dass die Strecke zumindest solange erhalten bleibt, wie es dauert, im rheinland-pfälzischen Teil einen funktionierenden Verkehr aufzubauen...
Ohne Ansehen des zuständigen Bundeslandes sollten alle Eisenbahnfreunde nun darauf hinwirken, dass es nicht zu Rückbauten kommt und nicht zu einer Freistellung von Betriebszwecken (früher "Entwidmung" genannt). Bei Morbach - Hermeskeil wäre jederzeit ein Rückbau schon heute möglich. Eine Lösung könnte also sein, zunächst den Bestand der Strecken in stillgelegtem Zustand zu sichern.
Das Saarland wird auf weithin absehbare Zeit nicht wirtschaftlich dazu in der Lage sein, den Streckenanteil zu finanzieren, geschweige denn, ein mit Rh-P vergleichbares Konzept aufzustellen. Zwar ist der Wille in Saarbrücken durchaus klarer und deutlicher, als in Mainz, aber ohne Geld nutzt die beste Absicht nix. Hier müsste also Geld vom Bund, der EU oder einem reichen Privatier einfließen.
Und am Ende bleibt das Verkehrsbedürfnis. Es ist gering, da können wir die schönsten und besten Argumente anführen. Die Touristenbahn ist eine gute Sache, aber leider ist das aus Sicht der öffentlichen Hand nicht ausreichend, um Millionen zu investieren. Bezogen auf den CenterParc am Bostelsee kommt bei deren Zielgruppe ein Radweg sogar noch viel besser an. Der Güterverkehr könnte später, so die Bahn zum Hahn kommt, doch über diesen Streckenteil laufen. Aber auch dort muss ernüchtert festgestellt werden, dass selbst die wildesten Forderer des Bahnanschlusses, namentlich Fa. Frutyer aus Hochscheid, sehr leise geworden sind. Also auch dort wenig Hoffnung. Wir sind die Firmen ja alle durch - selbst große mit bahnaffinen Produkten sagen klipp und klar "nein danke" (das "danke" fehlt meist auch noch).
Das Holz, das wir früher in Hermeskeil umgeschlagen haben, schlagen wir seit 2013 in Ehrang um. Geht auch und da ist man direkt an der Hauptstrecke.
Aus nüchterner, emotionsloser Blickrichtung wird die Strecke verkehrlich nicht benötigt (und jetzt bitte gerne wieder auf mich "draufhauen", bin ich inzwischen gewöhnt). Das ist leider meine ernüchterte Erkenntnis, nachdem ich mehrere Millionen EUR vergeblich in den Erhalt der Strecken versenkt habe, in der Hoffnung, dass das Angebot auch Nachfrage schafft, und dafür auch privat Konsequenzen tragen musste.
Aber: Man sollte sie im Sinne des verantwortungsvollen, nachhaltigen Wirtschaftens nicht achtlos abreißen. Heute können selbst die besten Wirtschaftsweisen nur begrenzt in die Zukunft sehen. Von den Politikern reden wir besser gar nicht, die schauen nur bis zum nächsten Wahltermin.
Wenn man sich jetzt - ich wiederhole mich - tatsächlich erzielbare Ziele setzen will, mit denen man von der Politik ernst genommen wird, muss man a) den Erhalt der Infrastruktur als stillegelegte Strecke fordern und darum kämpfen (Infrastruktursicherungsvertrag) und b) eine Insellösung für den Touri-Verkehr mit einem realistischen Konzept verfolgen. Ist dies erreicht, kann man an allem anderen politisch Arbeiten. Alles andere führt m.E. in das Reich der Utopie und eben genau an den Punkt, dass man öffentlich als "Spinner" angesehen und somit nicht ernstgenommen wird.