Obacht Ivie, Deine Beispiele für Güterkunden entstammen einer eilig von den Mobilitäts"gutachtern" aus dem Telefonbuch oder sonstigen qualifizierten Quellen

zusammengeschriebenen Liste, die einzig, wie so viele Seiten in dem Gutachten, den Zweck hat, das, was man eigentlich auf 10 Seiten sagen könnte, auf 180 Seiten aufzupumpen.
Einige Unternehmen, wie etwa das Betonwerk Schmitt in Hirschfeld, produzieren schon gar nicht mehr.
Ich sagte es ja bereits andernorts: Würden wir im Forstbereich unsere Gutachten mit derselben Ernsthaftigkeit erstellen, hätten wir zwischen Flensburg und Garmisch schon seit 50 Jahren eine Steppe.
Bis auf die Sägeindustrie und vielleicht Hochwald-Foods, wo man u.a. täglich tonnenweise Milchpulver herstellt, um es als "Notration" auf verschiedene Lager von Militär und Innenbehörden zu verteilen, gibt es kein Unternehmen im Hunrück, das die Strecke nutzen würde.
Um Firmen wie Ochs, Sonntag oder Schaeffler o.ä. auf die Schiene zu bringen, müßte eine bundesweite Schienenlogistik aufgebaut werden, das würde Jahre dauern und bis sie nicht garantiert so leistungsfähig wäre, wie die Straßenlogistik würden die Unternehmen auch nicht wechseln.
Die Zeiten des Einzelwagenverkehrs sind nicht nur im Hunsrück vorbei, da mache selbst ich mir keine Illusionen, denn er war schon vor 50 Jahren ein gewaltiges Zuschußgeschäft und seien wir einmal ehrlich: Wer würde seine Gartensitzgruppe nach drei Tagen Lieferzeit mit dem Autoanhänger vom örtlichen Bahnhof abholen, wenn er sie 20 km weiter im Baumarkt direkt aufladen könnte?
Ich darf ein Beispiel bringen für den auch volkswirtschaftlich -trotz aller eisenbahnhistorischer Verklärung- höchst fragwürdigen Hunsrücker Schienengüterverkehr bringen: Ein Waggon Brikett vom Trierer Hafen nach Thalfang:
Eine V 100, Lokführer, Rangierer, Umsetzen in Hermeskeil. Nach der Ankunft in Thalfang stellt das Raiffeisenlager Förderband und mindestens einen Lageristen bereit. Die Kunden fahren vor, mit Auto- Moped- und Traktoranhänger, in der Ortsmitte wartet der Gemeindewiegemeister, die Fuhre wird gewogen, die Wiegezettel gehen ins Raiffeisenbüro, die Rechnung wird geschrieben.
Zuhause wird entladen, viel Dreck, viel Staub, der Hof muß gekehrt werden...
Irgendwann muß der leere Waggon wieder abgeholt werden, wieder werden zwei Eisenbahner mit Lok benötigt uw.
So beschaulich das ganze auch war, für Kunden wie für Personal, so funktioniert "Wirtschaft" heute nicht mehr, heute wird der 12,5 Kilo-Beutel Brikett staubfrei bei Wagsau angeboten, man kann ihn mit Ausgehklamotten einladen.
Man muß aufpassen, daß man die Reaktivierungsdiskussion, die ja im Moment zwischen Türkismühle und Büchenbeuren eher eine Notrettungsdiskussion ist, nicht mit unrealistischen Vorschlägen konterkariert.
Die Chance der Strecke liegt im Moment darin, eine ökologische Erschließungsfunktion für den Nationalpark zu übernehmen, vielleicht zunächst nur an Wochenenden, aber immerhin.
Dazu muß sie wieder befahrbar gemacht werden, denn nur wo Züge fahren, verankern sie sich auch im Bewußtsein der Menschen. Welche Weiterungen danach noch drin sind -Schnittholzganzzüge von Decker, Kunz oder Fruytier oder Milchpulverzüge aus Thalfang- muß "entwickelt" werden.
Im Augenblick geht es um nichts weniger als den Erhalt der Gesamtstrecke - und der ist z.Zt. noch in tropfnassen Tüchern.