So, dann will ich mich für ein paar scharfe Worte Eingangs auch noch entschuldigen, aber - tut mir leid - wenn ich sowas lese, schwillt mir der Kamm. Und ich bin froh, zu sehen, daß ich wenigstens mit dieser Ansicht nicht allein auf weiter Flur stehe.
Und HP hat es im vorangegangenen Beitrag schon erwähnt: Bloß weil es vielleicht nicht mehr ganz so kuschlig hier ist, wie es möglicherweise mal war, muß man noch lange kein Mimosenforum draus machen (Danke für die schöne Formulierung, HP). Und mal ehrlich: wenn sich immer nur bekuschelt wird, ist das einerseits ganz angenehm, aber weiter bringt es einen (und den anderen) doch nicht, oder? Klar kann man Kritiken mehr oder weniger scharf formulieren, Worte mit mehr oder weniger Fingerspitzengefühl wählen, aber wenn man ein Bild sieht, und denkt sich "Gott, näää, wattn Scheiß!", und sagt nur um der Kuschelstimmung Tribut zu zollen "Schönes Bild, toll gemacht....sülz, schleim!", ist niemandem geholfen. Der Bekuschelte wird an seiner Bildqualität nicht mehr arbeiten (wollen), weil es ja ein so schönes Bild ist, und man selber hat sich beim Tippen die halbe Zunge zerbissen...
Und wenn man das nicht kann, weil man dafür zu ehrlich ist, oder zu direkt, oder beides, dann rutschen einem schon mal impulsive Worte raus, auch wenn ich mich bei den meisten (sorry) Mistbildern - die es hier, mal ehrlich gesagt, auch gibt - schon von vornherein komplett jedes Kommentars enthalte. Auch mir gelingt nicht jedes Bild, aber selbst wenn es dokumentarisch wichtig wäre, überlege ich mir drei mal, ob ich die miserable Qualität auch noch öffentlich mache....
Hätte auch jetzt besser mein Maul gehalten und mir meinen Teil gedacht. Aber eins weiß ich: Wenn jetzt die ganz große Zensurkeule über jeder nicht 100%ig politisch korrekten, kuschelkonformen Aussage geschwungen wird, bin ICH weg, und zwar ohne jedwedes Brimborium und weitere Ankündigung. Das ist dann das andere Extrem, und das geht mir zu sehr Richtung Kindergarten, da hab ich keinen Bedarf dran.
So, das mußte auch mal raus. Nicht falsch verstehen, ich bin nicht hier, um Stunk zu machen, aber gerade Fotografie ist ein schönes Hobby, das eigentlich meist von Kindesbeinen an da ist, und mitwächst, das motiviert, mal "was anderes" zu probieren, sich immer wieder neu zu übertreffen, Vergleiche mit anderen zu ziehen, festzustellen, was man besser machen könnte und das Auge fürs Motiv zu schulen (Stichwort "Goldener Schnitt"). Und ja - ich hab bei strömendem Regen ein einziges Mal aus dem Auto heraus fotografiert, einen 4teiligen VT 798 auf der Daadetalbahn kurz vor der temporären Stillegung, aber auch da mußte mein armer 2CV damals ein mehrfaches Hin und Her erdulden, bis das Motiv brauchbar war. Das war 1990....
Aber jeden Tag an der gleichen Stelle zu stehen (meine Freunde aus Köln-West z.B.), und tagtäglich die gleichen Züge in der gleichen Reihenfolge zu knipsen, bloß weil heute mal die 95 80.....257-6 statt der 258-4 davorhängt, oder auf dem ersten Wagen mal ein blauer statt ein grüner Container steht, dabei aber völlig zu vergessen, daß der kubische weiße Bau im Hintergrund immer der selbe ist, das hat ebensowenig mit Fotografie zu tun, wie Motive zu wählen, die aus Bequemlichkeit die Qualität eines kurzen Blicks in den Rückspiegel haben. Das ist eher Massenware, die beliebig auszutauschen ist, und wenig Wert hat. Ein extrem grausiges Beispiel ist sogar als Buch erschienen: "Die Erben der Feuerrösser". 80% der Bilder sind eben an diesem Punkt in Köln-West entstanden, und zeigen teilweise sogar mehrmals die gleiche Zugleistung mit dem gleichen besch...eidenen Hintergrund. Die Fußabdrücke dieses Knipsers müßten heute im Bahnsteigasphalt zu sehen sein. "Dieses Buch ist das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde", habe ich damals in meiner Rezension für die SCHIENE geschrieben, die offenbar leider kürzlich eingestellt wurde.
Und um dieser unsäglichen Diskussion nun das Sahnehäubchen aufzusetzen, werde ich mal in der Diakiste kramen, und einen Beitrag aufmachen, der sich mit
dem Foto der User befaßt, das die beste Schnittmenge aus Motiv und Anstrengung, es zu erlangen, darstellt. Also das Optimum zwischen hart erkämpftem Motiv und gelungener Umsetzung. Ein verwischtes Bild der Kölner U-Bahn, für das man möglichst viele Ordnungshüter und Kameras reinlegen mußte, um in den Tunnel zu kommen, gilt nicht...

Natürlich muß auch die Geschichte, was man anstellen mußte, um das Bild zu machen, mit rein!!!
Um rege Beteiligung wird gebeten, achtet auf einen entsprechenden Titel, wir wollen mal die créme de la créme sehen...
