Ich sage Euch ganz ehrlich - gern würde ich auch die 25 voll machen, vielleicht auch sogar die 40 (an die 50 mag ich gar nicht denken, da wär ich über 70, aber wer weiß...?), aber ich fürchte, da muß bei unserer durchgestylten Bahn mal hier oder da der Rückwärtsgang eingelegt, oder wenigstens die Notbremse betätigt werden.
Bei der Entwicklung hierzulande gruselt es mit vor der Bahnzukunft. Vielleicht würde es reichen, einfach mal wieder Menschen an die Spitze zu lassen, die weder einfach nur Millionen scheffeln wollen, noch fachlich völlig desorientiert, aber dafür hochstudiert sind - einfach mal wieder Menschen, die sich von unten nach oben hochgearbeitet haben, und WISSEN, wo es hakt, und nicht wie ein Bahnchef, der erst mal im schwarzen (vermutlich höchst edel ausgestatteten) Kleinbus durch das Land gurken, und die ohnehin schon frustrierten Mitarbeiter fragen muß...so wie kürzlich ausgerechnet im FV-kastrierten Trier...
Ich will Euch mal aus meinem ersten Jahr eine kleine Geschichte erzählen:
Heiligabend 1997, das Umschlagterminal Westkai im Hafen Köln-Niehl ist außen heute anstatt mit zwei Schichten à 2 Mann nur mit einem einzigen Tagesdienst besetzt (meine Wenigkeit), für das zu erwartende Aufkommen reicht es...es dämmert schon leicht am Nachmittag (immerhin einer der kürzesten Tage des Jahres), ich mache gerade die Endaufnahme des Bestandes - zu diesem Zeitpunkt war ich Ladeeinheitenprüfer und Außendisponent (ja, auch sowas habe ich als Eisenbahner gemacht) - als ein älterer Vectra auf den Platz fährt. Mein erster Gedanke. "Mann, was ist denn jetzt noch? Ich will heim...!".
Ein Mann mit Halbglatze und Brille im Wintermantel steigt aus, geht an den Kofferraum und sucht ein Klemmbrett heraus, als ich auf ihn zu gehe. Auf meine Frage, wer er denn sei, und was er am späten Nachmittag am Heiligabend hier suche, spricht er mich mit meinem Namen (leicht fragend) an, ich sage verdutzt "Ähm, ja bitte?"...
Er stellt sich als mein oberster Chefe vor, der heute Nachmittag von Dienststelle zu Dienststelle fährt, um jedem Mitarbeitern einen Dank auszurichten, "daß er heute für die Firma da sei". Verdutzt nehme ich eine Weihnachtstüte mit allerlei Leckereien in Empfang, freue und bedanke mich (sowas war 1997 schon nicht mehr selbstverständlich), und mit der Entschuldigung, daß er in Eile sei, und noch 4 Bahnhöfe abklappern müsse, sowie den besten Weihnachts- und Neujahrswünschen steigt er wieder ein, und verschwindet genauso schnell, wie er gekommen ist...
Doch auch bei der HGK begann das alles nach und nach zu bröckeln, elektronische Stechuhr, EU-verordneter Schwachsinn, Papierkrieg für die kleinste Unregelmäßigkeit, Geschäftsbereichstrennung, Schließung des schönen, modernen, aber kleinen familiären Bw Köln-Bickendorf usw....
Ich weiß noch nicht, was ich in 7, 22 oder gar 32 Jahren mache, ich finde nur allein schon die Tatsache sehr schade, daß ich das heute nicht weiß, vor 18 Jahren hätte ich gesagt: Ich möchte alt werden bei der Eisenbahn...
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Albert Einstein
"Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...!"
Konrad Adenauer